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Winterschwimmen in Berlin – ein Gespräch mit Jessica J. Lee

Die kanadische Autorin Jessica J. Lee ist Vierjahreszeiten-Schwimmerin. Bei Hitze und Kälte wagt sie sich in die Seen von Berlin und Brandenburg und schrieb darüber ein Buch. Ein Interview über Winterschwimmen, Nature Writing und Herausforderungen.

Photo Ricardo Riva, Jessica J. Lee
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In deinem Buch „Mein Jahr im Wasser. Tagebuch einer Schwimmerin“ erzählst du, wie du in 52 Seen in Berlin und Brandenburg schwammst. Wie kamst du auf diese Idee?

Als ich nach Berlin zog, ging ich oft schwimmen. Ich hatte also eine ungefähre Ahnung, wie viele Seen es zu entdecken gab. Aber in meinem ersten Jahr hier fühlte ich mich fehl am Platz, nicht richtig zu Hause. Ich versuchte also, der Gegend durch das Wasser näher zukommen. Ich mag Listen und Ziele, und ein Jahr war machbar. Es gibt mehr als 3000 Seen in der Region, 52 schien mir ein gutes Ziel zu sein.

Was bedeutet Schwimmen für dich?

Mir geht es dabei definitiv nicht um Sport, sondern eher um die Empfindungen. Schwimmen ist ein gutes Mittel, um einen Ort kennenzulernen. Man macht sich mit der Landschaft vertraut, indem man sich in das Wasser begibt und die Welt auf Höhe des Horizonts betrachtet, aus der Schwimmperspektive. Dadurch kann ich ein Gefühl für die Umgebung entwickeln und dem Ort näher kommen.  

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Du schwimmst zu jeder Jahreszeit in den Seen, auch im Winter. Wieso?

Einerseits bin ich süchtig nach diesem Gefühl von kaltem Wasser und dem Adrenalinschub, anderseits nähere ich mich so einem Ort. Mich fasziniert, wie sich Seen verändern: Im Winter sind sie ruhig und still, die Klarheit und Farben ändern sich, die Temperaturen kippen. Wenn ich das ganze Jahr über schwimme, kann ich das genau beobachten. 

Es ist auch eine Art der Verantwortung: Die Seen geben uns so viel, und ich habe das Gefühl, wenn ich im Winter schwimme, verdiene ich sie mir sozusagen. Alle Winterschwimmer, die ich kenne, haben ein starkes Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Umwelt. Wir können auch ein bisschen mürrisch werden, sobald die Schönwetterschwimmer im Sommer die Strände bevölkern. Aber nur, weil wir uns um die Magie der Seen sorgen und sie sehr zu schätzen wissen. Am eindrücklichsten erlebt man das im Winter.

Ist das Schwimmen in kalten Seen etwas für Jedermann? Was sollten wir dabei beachten (sollten wir uns je so mutig im Winter fühlen)?

Als allgemeiner medizinischer Ratschlag gilt: Wenn du gesund bist (keine Herz- oder Blutdruckprobleme hast), nicht schwanger und ein starker Schwimmer bist, kannst du in kaltem Wasser schwimmen. Ich empfehle jedoch Vorsicht für diejenigen, die zum ersten Mal im Winter schwimmen. Geht mit einem erfahrenen Winterschwimmer oder mit einem Club (es gibt einige in Berlin, zum Beispiel die Berliner Seehunde oder andere Gruppen auf Meetup), geht langsam aber stetig in das Wasser, achtet auf eure Atmung und zählt die Schwimmzüge. Schwimmt nur so weit, dass ihr den Boden noch berührt. Als Schwimmanfänger werdet ihr vielleicht nur bis zu den Schultern in das Wasser gehen und das ist vollkommen okay. Als akklimatisierte Winterschwimmerin zähle ich meine Schwimmzüge, von mindestens 45 bis maximal 120 im tiefsten Winter (2-5 Minuten). 

Am besten ist es, wenn ihr schon im Sommer regelmäßig schwimmen geht, dann im Herbst, und nicht aufhört, sobald der Winter eintritt. Der Körper passt sich an. 

Noch ein Profitipp: Stapelt die Kleidung so übereinander, wie ihr sie nach dem Schwimmen anzieht: Unterwäsche, Hose, Top, Socken, Jacke. So kann man schnell wieder trocken und warm werden. Und nicht vergessen, etwas Warmes zum Trinken und etwas Süßes zum Essen mitzubringen. Ich empfehle immer Kuchen.

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Wie überwindest du die Schmerzgrenze, wenn du in das Wasser steigst?

Ich spüre das mittlerweile nicht mehr, weil ich schon so lange im Kalten schwimme. Aber im ersten Jahr war es eine echte Herausforderung. Es ist wichtig zu atmen und zu zählen und sich daran zu erinnern, dass der anfängliche Kälteschmerz schnell verschwindet. Dann beginnt die Magie. Es dauert vielleicht 10-15 Sekunden. Es ist dieser kurze Moment, wenn sich die Kälte gut anfühlt. Bei mir dauert das etwa zwei Minuten. Wenn es schwerfällig wird, weiß ich, dass es reicht. Am besten kommt man nicht an diesen Punkt und lernt seine Grenzen in einem sicheren Rahmen kennen (unbedingt mit Freunden oder eine Gruppe im Flachen schwimmen, wenn man anfängt).

Was ist deine Packliste für’s Winterschwimmen?

Wenn der See gefroren ist, nehme ich einen Hammer mit. Das ist alles! Ich trage eine Wollmütze, wenn ich im Winter schwimme, und tauche meinen Kopf nicht unter Wasser (im Winter nur Brustschwimmen). Ich kenne ein paar Schwimmer, die Neoprenschuhe oder -handschuhe nutzen, aber ich hatte nie welche und brauche sie nicht. 

Als Nature Writer schreibst nicht nur über Seen, sondern über Reisen, Natur und dein Leben. Wie kamst du zum Nature Writing und was ermöglicht es dir?

Ich habe schon immer viel im Bereich Nature Writing gelesen, bereits als Teenager. Über Umwege kam ich selbst zum Schreiben, zuerst aber in der akademischen Welt. Ich promovierte in Environmental Humanities, mein Hauptaugenmerk lag auf Nature Writing. Als ich meine Dissertation schrieb, hatte dies wohl einen großen Einfluss auf meinen Stil. Gegen Ende begann ich für eine größere Leserschaft zu schreiben – nur um zu sehen, ob ich es konnte – und so landete ich hier. Das 52-Seen-Projekt in Berlin war mein erster Schritt weg vom akademischen Schreiben und hin zum Schreiben für eine größere Leserschaft. 

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Du bist durch etliche Seen geschwommen, hast für dein aktuelles Buch „Two Trees Make a Forest“ deine Familienwurzeln in Taiwan aufgespürt – was ist deine nächste Herausforderung?

Moment ist die größte Herausforderung das Training des Welpen, den mein Mann und ich zu Hause haben. Abgesehen davon möchte ich mich auf ein neues (noch nicht festgelegtes) Buchprojekt konzentrieren und auf meine Arbeit für The Willowherb Review, einem Nature Writing Journal, das Schriftsteller of Colour veröffentlicht. Ich hoffe, noch mehr Nature Writing in Übersetzung zu beauftragen, um neue Schriftsteller aus aller Welt den englischsprachigen Lesern vorzustellen.

Und wo schwimmst du am liebsten? 

Das hängt ganz von der Jahreszeit und meiner Stimmung ab, aber der Bötzsee bei Strausberg hat mich noch nie enttäuscht!

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Jessica J. Lee ist in Kanada geboren und lebt nun in Berlin. Ihr erstes Buch „Turning“ handelt von 52 Seen in Berlin und Brandenburg, in ihrem zweiten Buch „Two Trees Make a Forest“ erzählt sie ihre Familiengeschichte von China über Taiwain nach Kanada. Folgt ihr auf Instagram.

https://www.instagram.com/p/B8M8xwXohBt/?utm_source=ig_web_copy_link

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Lucy Hawke
7 Tage zuvor

Cold water swimming is a topic that invites discussions on resilience and mental fortitude, much like the Rip Wheeler wardrobe from Yellowstone. In the series, Rip’s clothing—typically rugged and practical—reflects his strong, dependable character who embraces challenges head-on. Just as Jessica J. Lee explores the invigorating experience of cold water swimming, Rip’s wardrobe symbolizes a connection to nature and the outdoors. Both encourage a sense of adventure, pushing boundaries and embracing the elements, whether through swimming in icy waters or facing the wild terrain of Montana in style.

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